Inhalt:
Mercy Thompson ist ein Walker, eine Gestaltwandlerin, die sich in einen Kojoten verwandeln kann.
Viele Leser werden diese Figur bereits aus Patricia Briggs' erfolgreicher Buchserie kennen. Der Comic „Homecoming“ erzählt die Vorgeschichte der Serie. Mercy kommt neu in die Stadt, sie will das Werwolfrudel, bei dem sie aufgewachsen ist, hinter sich lassen und sich einen Job und eine Wohnung suchen. Doch die Dinge laufen alles andere als ideal: Nicht nur, dass die Arbeitssuche sich als äußerst schwierig herausstellt, Mercy muss auch die Bekanntschaft mit einer gefährlichen Gruppe wilder Werwölfe machen. Ehe sie sich versieht, wird sie in den Konflikt zwischen dem örtlichen Rudel und den wilden Wölfen hineingezogen...
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Kommentar:
Ich bin zwiegespalten, was diesen Comic angeht. Im Prinzip mag ich ihn, aber er erfüllt weder meine Erwartungen, noch kann er mich besonders begeistern.
Ich finde es prinzipiell keine schlechte Idee, die Comicreihe nicht mit der Nacherzählung eines Buches zu beginnen, sondern eine Vorgeschichte zu erzählen. Es ist interessant zu sehen, wie Mercy in die Stadt kam, wie sie den Vampir Stefan, den Fae Zee und vor allem Alphawolf Adam Hauptmann kennenlernt. Ein kleines Highlight ist, dass man Mercy auch als Kind sieht und zwar sowohl als Mensch, als auch als kleiner Kojote. Zudem erhält der Leser viele Zusatzinformationen und Antworten auf Fragen, die in den Büchern nicht geklärt wurden. So wird gezeigt, wie Mercy eigentlich dazu kam, Autos zu reparieren, wie sie in Zees Werkstatt landete, woher ihr Lammanhänger stammt und wie Adam zu ihrem Nachbarn wurde.
Die Story allerdings ist leider etwas dünn, das lässt sich nicht beschönigen. Die einzelnen Teile der Geschichte sind zudem kaum miteinander verbunden. Als würde das nicht ausreichen, zerreissen diverse Backflashs den Erzählfluss zusätzlich. Das macht das Lesen manchmal etwas verwirrend, auch wenn die Geschichte nicht komplex genug ist, um den Überblick zu verlieren.
Es mehr eine an die Serie gebundene Vorgeschichte, als eine eigenständige Erzählung. Sicher, der Konflikt um das abtrünnige Werwolfrudel bringt Tempo in die Sache, aber mehr auch nicht. Für Kenner ist der Band aufgrund oben genannter Details sicher interessant, aber was bleibt für Leser, die sich nicht freuen, bekannte Gesichter zu sehen?
Zu den Zeichnungen: Ich mag das Artwork. Es sind zwei Zeichner an diesem (Sammel-)Band beteiligt, Francis Tsai und Amelia Woo (Das Cover stammt übrigens von keinem der beiden, kann also keinen Aufschluss auf die Zeichnungen geben). Bei US-Comics ist es keine Seltenheit, dass die Zeichner sich zwischendurch abwechseln. Manchmal stört es mich nicht besonders, manchmal ist es fatal, weil mit einem Mal alle Figuren anders (meistens: hässlicher) aussehen. In diesem Fall fand ich den Wechsel in der Mitte des Bandes nicht so schlimm. Die Unterschiede sind zwar deutlich zu sehen, aber nicht so gravierend, dass es extrem stören würde. Im Großen und Ganzen finde ich die Darstellung der Figuren gelungen. Vor allem Adam ist ein äußerst erfreulicher Anblick. Und Mercy ist zwar ein klein wenig sexier als in der Buchreihe (im Schlabber T-Shirt mit Senfflecken sieht man sie nie), aber sie nach wie vor etwas erfrischend Natürliches an sich.
Sehr angenehm empfand ich auch die in warmen, meist rötlichen Tönen gehaltene Colorierung, die gut zur Heldin und zum Setting passt.
Alles in allem bleibe ich aber etwas unbeeindruckt zurück. Als ich den Band zugeschlagen habe, habe ich mich dabei erwischt, dass ich es ein wenig bereut habe, ihn zu kaufen. Denn mit 15-18 Euro für das englische Hardcover ist er nicht gerade billig.
Ich empfehle den Band lediglich eingefleischten Mercy-Fans. Bleibt zu sehen, ob die in näherer Zukunft erscheinende Comicumsetzung des ersten Bandes der Buchreihe, „Moon Called“, gelungener ist. Die wird übrigens von Angela Woo allein gezeichnet werden, was ich ein bisschen Schade finde, weil mit Francis Tsais Umsetzung ein klein wenig besser gefallen hat.
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