der rote salon

Edens Asche

Autorin: Monika De Giorgi

Deutsche Ausgabe:
Autor: Monika De Giorgi
Titel: Edens Asche
Verlag: Deadsoft
Jahr: 2007
Seiten: 288
ISBN: 3934442358
Verfügbarkeit: normal
Preis: 16,90 €

Inhalt:
Seit dem Tod ihrer Eltern schlagen sich Damien Krieger und sein Bruder Kim allein durchs Leben. Sie betreiben gemeinsam einen kleinen Nachtclub, treffen sich mit Freunden und meistern ihren Alltag problemlos. Doch eine Nacht verändert alles: Damien wird überfallen und wacht im Krankenhaus wieder auf, mit dem Wissen, dass er nicht mehr derselbe ist wie zuvor. Einige Nächte später taucht eine junge Frau namens Michelle auf und eröffnet ihm, dass sie eine Vampirin ist und ihn zu ihrem Gefährten gemacht hat.
Doch viel gemeinsame Zeit bleibt den Beiden nicht, denn Michelles Schöpfer und ehemaliger Geliebter Francois taucht auf und tötet die Vampirin vor Damiens Augen. Einzig das Eingreifen von Joshua, einem alten Freund Michelles, rettet Damien das Leben. Doch so schnell lässt sich Francois nicht abschütteln. Während Joshua Damien Hilfestellung beim Meistern des vampirischen Alltags leistet und sich die beiden auch in anderer Hinsicht langsam näher kommen, sinnt Francois auf grausame Rache...

Kommentar:
"Edens Asche" ist zweifellos ein ambitioniertes Buch. Abgesehen davon, dass ganz offensichtlich eine Menge private Vorlieben in den Roman geflossen sind, wird die Autorin nicht müde ihr Buch zu bewerben. Letzteres ist gar kein Vorwurf, denn Bücher in Kleinverlagen tun sich generell schwer. In den Buchhandlungen aus diversen Gründen kaum bis gar nicht vorhanden ist eigenes Engagement meistens das einzige Mittel um das Buch an den Mann zu bekommen.
Ich hatte ursprünglich auch gar nicht vor, den Roman zu lesen. Nachdem ich aber in diversen Foren und auf einschlägigen Seiten immer wieder auf die Autorin und ihre Beiträge gestoßen bin, war ich dennoch neugierig. Die Werbung hat also funktioniert, leider war das Buch selbst weit weniger überzeugend.

Wie so oft beginnen die Probleme schon bei Sprache und Stil. Die Autorin ist unglaublich bemüht und füllt ihr Buch mit Beschreibungen und Bildern, in einer Sprache, die sich eher an vergangenen Jahrhunderten orientiert. Dabei trägt sie aber viel zu dick auf und es fehlt leider oft das Gefühl für die Wirkung des Textes.
Eine bilderreiche Sprache ist nichts Schlechtes, es gibt Autoren, die das machen und sehr interessante Bücher geschrieben haben (Tanith Lee, Storm Constantine, Anne Rice, um die prominentesten zu nennen), aber man muss schon ein sehr gutes Gespür dafür haben, wann es zu viel ist. Wenn ständig das Mondlicht silbern strömt, die Vorhänge wehen und Augen grundsätzlich die Farbe von Edelsteinen haben, hat man sich irgendwann wirklich an jede schlechte Fanfiction und jeden Groschenroman erinnert, in dem genau diese Klischees auch schon verwurstet wurden. Und wenn dann Joshua Damien in Gedanken ständig einen "Dunklen Engel" oder "Dunklen Krieger" nennt und Vampire sich mit dem theatralischen Satz: "Ich bin ein Vampir, ein Kind der Nacht!" vorstellen, dann läuft man Gefahr, dass der Leser eher unfreiwillig amüsiert, denn beeindruckt ist.
Was die altmodische Sprache angeht: Die Autorin hält das zwar relativ konsequent durch, aber zu der (hauptsächlich) in einer modernen Welt spielenden Geschichte mag es nicht so recht passen. Es wirkt eher gekünstelt und aufgesetzt, lenkt von der Story ab und verhindert, dass der Text genau das bekommt, was wohl das Ziel dieser Ausdrucksweise war: Atmosphäre. Zumal der Autorin (noch?) das schriftstellerische Geschick fehlt: Diese "geschraubten" Begriffe wirken zusammen mit dem manchmal etwas krummen Satzbau und den Schachtelsätzen noch unpassender.

Auch die Charaktere des Buches sprechen eher umständlich und mit dramatischen Wendungen. Bei den älteren Vampiren mag mir das noch eingehen, schließlich stammen sie tatsächlich aus einem anderen Jahrhundert und haben sich vielleicht mehr oder weniger gut angepasst. Aber wenn Damien plötzlich Sätze wie "Er ist wieder da. Bei Gott! Dies ist so gewiss, wie ich Damien Krieger heiße" von sich gibt, dann nimmt man ihm den modernen Mittzwanziger einfach nicht mehr ab. Es sei denn, Vampire saugen mit dem Blut ihres Schöpfers auch dessen rhetorische Gewohnheiten mit ein.
Die besten Stellen des Buches sind die, in denen die Autorin davon abweicht. Ihre Figuren normal miteinander sprechen lässt, etwa wenn Joshua und Damien sich auf dem Sofa kabbeln. Das war witzig, niedlich und wirkte erfrischend natürlich. Mehr davon, weniger "Kind der Nacht"-Theatralik und das Buch hätte mir weit besser gefallen.

Es werden außerdem zu viele Worte für offensichtliche Dinge verloren. Nicht nur dass dem Leser damit ständig das Denken abgenommen wird, und er seine Fantasie gar nicht mehr bemühen muss, weil ja alles da steht, zerstört es manchmal auch einfach die Wirkung des Erzählten. Ein Beispiel:&xnbsp;Der Bösewicht Francois steigt aus dem Bett und macht elegant einen großen Schritt über die nackte tote Frau auf seinem Teppichvorleger. Ein gutes Bild an sich. Zerstört wird die Wirkung dann, wenn die Autorin eine halbe Seite darüber schwadroniert, warum Francois die Dame mit einem kleinen Feuertrick zu einem Häufchen Asche verwandelt und wie er seine Leichen sonst am liebsten entsorgt. Als Leserin frustriert mich dieses ständige Erklären, Erläutern und Rechtfertigen. Dass der Bösewicht achtlos über sein Opfer hinweglatscht zeigt mir viel mehr von seiner Bosheit, als wenn mir die Autorin eine halbe Seite lang erzählt, wie fies er ist.

Abgesehen davon konnte ich mich auch mit dem Plot und der Komposition des Buches nicht recht anfreunden. Zu viele (unnötig lange) Rückblicke machen den Roman träge und unterbrechen den Fluss der Handlung immer wieder auf unangenehme Weise. Zumal sie auch inhaltlich nicht so originell sind, dass man sich nicht schon denken könnte, wie es ausgehen wird. Lebensgeschichten wie diese werden in diversen (Vampir-)Romanen verwendet und man kennt sie einfach alle schon. Den dunklen Verführer, der das unschuldige Mädchen in seinen Bann zieht, den menschlichen Geliebten, der durch einen Zufall die wahre Natur seines Bettgefährten herausfindet usw. Wenn man die Handlung schon für einen ausführlichen Rückblick unterbricht, dann sollte man schon etwas haben, das es wert ist erzählt zu werden.
Der Mangel an neuen Ideen ist es auch, der mich am Rest des Buches stört. Die Geschichte "Junger Mann wird zum Vampir, findet einen Lehrmeister in den er sich verliebt, während ein irrer Bösewicht das Leben der beiden bedroht" ist mir einfach zu dünn. Zusätzlich ärgerlich ist da auch noch der sehr offene (für die Fortsetzung vermutlich verkaufsfördernde) Schluss.
Als Fazit bleibt mir mal wieder: Geschichten wie diese gibt es zu Hauf im Netz und diese fügt sich nahtlos ein. Sie ist mit Sicherheit nicht die schlechteste in diesem Genre, aber sie ragt auch nicht übermäßig positiv hervor. Ich bin mir sicher, das Buch wird seine Fans vor allem unter jüngeren Lesern finden. Mit 16 hätte ich "Edens Asche" auch noch mit anderen Augen gelesen und es vielleicht sogar gemocht. Allerdings erwarte ich mittlerweile von einem gedruckten Buch, dass der Autor über das Niveau der durchschnittlichen Netzliteratur schon hinaus ist und einen sprachlich wie inhaltlich ausgereiften Text vorlegt. Und das ist hier leider nicht der Fall.

Wertung:

rezensiert von Pandora - 12/2008



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