Inhalt:
Sebastian Schätz findet sich eines Nachts in einer höchst prekären Situation wieder: Eine wilde Fledermaus besetzt sein Schlafzimmer, während er, nackt und ein klein wenig beunruhigt, in seinem Wohnzimmer festsitzt. Dass es um 4:00 Uhr morgens offenbar niemanden, von Tierrettung bis Feuerwehr, gibt, der sich für die Entfernung des Eindringlings verantwortlich fühlt, ist nur das erste einer ganzen Reihe von Problemen, die nun auf Sebastian zukommen. Denn die Fledermaus ist nicht die letzte Bekanntschaft der unheimlichen Art, die er in der nächsten Zeit machen muss. Ein Vampir überfällt ihn auf der Toilette eines Kinos, ein seltsamer Mitbewohner nistet sich bei ihm ein, und als dann eines Tages die Zwerge von der GEZ vor seiner Tür stehen, ist auch Sebastian klar, dass er in ernsthaften Schwierigkeiten steckt...
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Kommentar:
Der Einstieg in dieses Buch hätte nicht besser sein können. Wie Sebastian da nackt im Flur kauert und eine Notrufnummer nach der anderen anruft, während die Fledermaus in seiner Phantasie immer größer und gefährlicher wird, ist einfach unglaublich witzig.
Gespannt liest man also weiter und lernt Sebastian etwas besser kennen. Anfang zwanzig, die Unibewerbung in der Schublade, einen schlechtbezahlten Job im Asialden, taumelt er eher orientierungslos durchs Leben. Sein einziger Fixpunkt scheint im Moment Kim zu sein, das Mädchen in das er sich verliebt hat, und das nun endlich seine Gefühle erwidert. Doch für Romantik bleibt keine Zeit, denn nun drängt sich allerlei Merkwürdiges in Sebastians Leben. Und Sebastian handhabt das ähnlich wie einen Alltag: Er lässt sich treiben, begehrt zwar mal eben kurz auf, ist aber nie so wirklich Herr der Lage. Und so stellt er auch kaum Fragen und sorgt damit dafür, dass auch der Leser bis knapp zur Hälfte des Buches keinerlei Antworten bekommt. Und das ist, zumindest für mich, reichlich frustrierend und irgendwann fast langweilig. Doch dann, als ich das Buch schon beinahe aus der Hand gelegt hätte, wird Sebastian endlich aktiv. Es kommt so richtig Fahrt ins Geschehen und ungeduldige Leser (wie ich) bekommen nach und nach ihre Antworten.
Einer der Gründe, warum ich letztlich weitergelesen habe, ist definitiv die Tatsache, dass Oliver Dierssen wirklich schreiben kann. Und das ist dieser Tage in diesem Genre gar nicht so selbstverständlich. Sein Stil ist flüssig und sicher und das Buch quillt nur so über von wunderbar schrägen Ideen.
Nur manchmal hatte ich das Gefühl, dass der Roman zu vollgepackt ist mit absurden Begegnungen und Ideen, mit Abschweifungen des Erzählers und auch die Sprache zu überladen ist. Hinter Witz und Skurrilem gehen mir manchmal ein wenig die Menschen verloren. Nicht nur Sebastian, in dessen weltlichen Problemen man sich ja durchaus noch wiederfinden kann, sondern vor allem Kim, die lediglich Sebastians Traumfrau sein darf und sonst völlig blass bleibt. Man muss Sebastian wohl glauben, dass sie die tollste Frau der Welt ist, denn das, was der Leser von ihr zu sehen bekommt ist eher nichtssagend.
Aber vielleicht lernt man sie in einem Folgeband ja besser kennen. Denn das Ende ist offen genug für einen Nachfolger. Ich würde ihn lesen, denn Fledermausland war eine sehr unterhaltsame Erfahrung.
Eine Empfehlung vor allem für die, die eine Abwechslung vom derzeitigen Allerlei brauchen und dem humorvoll skurrilen Vampir- und Fantasyroman nicht abgeneigt sind. |