der rote salon

Schatten Blut

Autorin: Rebecca Abrantes

Reihenfolge Deutsch:
1. Schatten Blut
2. Blut Schatten (ab 05/2010)


Rebecca Abrantes: Schatten Blut - Schatten Blut 1

Deutsche Ausgabe:
Autor: Rebecca Abrantes
Titel: Schatten Blut
Verlag: Scholz Fachverlag
Jahr: 2009
Seiten: 512
ISBN: 3941653016
Verfügbarkeit: normal
Preis: 19,90€

Inhalt:
Die Fotografin Faye McNamara will eigentlich nur einige ruhige Tage bei ihrer Schwester in London verbringen. Doch dieser kurze Urlaub stellt ihr Leben vollkommen auf den Kopf.
Mit einem Mal hat Faye merkwürdige Träume, die nach dem Aufwachen viel zu reale Spuren hinterlassen und vom neuen Freund ihrer Schwester Julie scheint etwas Bedrohliches auszugehen. Und dann ist da noch der unverschämt gutaussehende Darian Knight, der ihr verdächtig oft über den Weg läuft. Dann überschlagen sich die Ereignisse und Faye muss erkennen: Vampire gibt es wirklich und ihr selbst ist eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die bösartigen Blutsauger zugedacht...

Kommentar:
Ich schicke ausnahmsweise eine Warnung voraus: Ich bin nicht nett in dieser Besprechung. Wer dieses Buch mochte und ein Problem damit hat, wenn seine Lieblingsbücher eine geballte Ladung Kritik abbekommen, der sollte hier aufhören zu lesen.

In einem Satz: „Schatten Blut“ ist ein mangelhaft lektoriertes, schlecht geschriebenes, leider viel zu triviales Buch, das zwar durchaus Ideen ausweisen kann, die aber leider nicht alle von der Autorin selbst stammen.
Und wenn ich solche Dinge schon in den Raum stelle, dann will ich sie auch erklären:

Von der ersten Seite an fällt auf, dass der Roman eindeutig noch einen gründlichen Korrekturdurchlauf gebraucht hätte. Es sind zu viele Tipp- und Rechtschreib-, manchmal sogar Grammatikfehler im Text. Außerdem missbraucht die Autorin das Ausrufezeichen in erheblichem Maße. Teilweise bringt sie es auf bis zu 10 dieser Satzzeichen auf einer Seite (z.B. Seite 18). Das ist ein bisschen, als würde einen die Ich-Erzählerin ständig anschreien.
Die Autorin versteht es zwar durchaus, ihre Sätze flüssig aneinander zu reihen, sodass man das Buch schnell lesen kann, es fehlt ihr aber an handwerklichen Fähigkeiten und einem gewissen Sprachgefühl. Sie mischt Hoch- und Umgangssprache, etwas, was man oft bei Hobbyschreibern sieht, die bemüht sind, sich möglichst gewählt auszudrücken. So benutzt die Autorin zum Beispiel grundsätzlich „vernehmen“ statt „hören“ oder auch „negieren“ statt „verneinen“ oder „abstreiten“. Es wirkt schon sehr unnatürlich, wenn eine moderne junge Frau, die sich sonst eher locker ausdrückt, etwas sagt wie: „Wie kannst du es negieren, wo du es doch eben selbst zugegeben hast?“ (S. 94)
Hin und wieder benutzt die Autorin Begriffe, die nicht ganz in den Kontext passen oder schlichtweg falsch sind. Bestimmte Wörter und Beschreibungen verwendet sie außerdem so oft, dass es direkt auffällig ist (schmunzeln, keck, schlagfertig, vernehmen, …). Auffällig ist außerdem der viel zu häufige Einsatz von Partizipien, vor allem am Satzanfang.
Ich versuche hier nicht pingelig zu sein. Ich möchte nur zeigen, warum ich sagte, dass das Buch nicht gut geschrieben ist. Ein paar der aufgezählten Macken (und das sind längst nicht alle) hätte man übersehen können. Aber in Kombination zeigen sie einfach, dass die Autorin an ihrem Stil noch arbeiten müsste.

Inhaltlich fand ich das Buch am Anfang noch in Ordnung. Da hatte ich die Hoffnung, dass trotz des schwachen Stils noch ein recht unterhaltsamer Roman mit einer taffen Heldin daraus wird. Allerdings zeigen sich schon früh Schwächen in der Charakterzeichnung. Als die ersten Bösen auftreten, ist klar, dass hier schonungslos Schwarz-Weiß gezeichnet wird. Die Fieslinge sind so richtig gemeine Pappkameraden, die ständig große Töne spucken und dazu dann „hämisch“, „bösartig“ oder „geringschätzig“ lachen. Wie man sich so den Klischeebösewicht eben vorstellt. Auch sonst reagieren die Charaktere in dem Roman teilweise völlig unnatürlich und überzogen. Manchmal hat man das Gefühl die Schauspieler einer schlechten Soap agieren zu sehen. Stellenweise ist das schon fast schmerzhaft zu lesen.
Die Heldin selbst ist auch nicht halb so taff, wie die Autorin sie uns manchmal zu verkaufen versucht. Faye werden ständig Sprüche in den Mund gelegt, die frech und witzig sein sollen. Wie sie gemeint sind, kann einem auch kaum entgehen, denn die Erzählerin informiert ständig mit dem passenden Adjektiv darüber, wie jemand etwas sagt (auch eine Stelle, wo sich die handwerkliche Schwäche zeigt). Und Faye sagt Dinge meistens „keck“ oder „schlagfertig“. Manchmal sind sie das durchaus, leider aber nicht immer. Wenn dann ihre Umgebung ganz beeindruckt mit verblüfftem Schweigen und lautem Lachen noch auf den lahmsten Spruch reagiert, wirkt das schon etwas absurd. Zu oft wirkt diese Heldin wie ein naiv plapperndes Frauchen, das den Männern in ihrer Umgebung entweder ein entnervtes „Weib!“ entlockt oder mit wohlwollend liebevoller Nachsicht behandelt wird. Sicher, Faye darf kämpfen. Man bringt es ihr sogar bei. Auch wenn es etwas absurd anmutet, dass man, statt mit ihr Krafttraining und Kampfsport zu machen (falls man das tut, ist es nicht wirklich erwähnt), freilaufende Vampire einfängt, um sie ihr als Trainingsmaterial zu überlassen. Ihr erstes Opfer ist sogar angekettet. Wo bitte liegt der Trainingsaspekt dabei, einem gefesselten Vampir einen Pflock durchs Herz zu jagen? (Zumal das ganze Vorgehen einigermaßen grausam wirkt. Aber bei Vampiren ist man nicht zimperlich. Sie werden verhöhnt und vernichtet, selbst wenn es einmal nahe Familienmitglieder waren). Tatsächlich „pflockt“ sie den Vampir dann aus Versehen, weil sie während eines Streitgesprächs mit ihrem Liebsten Darian zu sehr mit dem Pflock herumfuchtelt. Nicht das letzte Mal übrigens, dass sie einen Bösen mit einem „Ups“ ins Jenseits befördert.
Wirklich glaubhaft konnte man mir hier die starke Frau nicht machen. Sie darf ein paar starke Attribute haben, aber letztlich ist sie doch sehr abhängig von den Männern in ihrer Umgebung. Damit entspricht sie dem Frauentypus, den man so oft in Nackenbeissern (Liebesromane der eher trivialeren Sorte) findet. Und etwas anderes ist „Schatten Blut“ abseits des Kampfes gegen die Bösen auch nicht. Faye und Darian entdecken früh die magische Anziehungskraft zwischen ihnen und haben leidenschaftlichen Sex. Danach ist unsere Heldin die meiste Zeit damit beschäftigt, ihrem Liebsten einen Liebesschwur abzuringen. Den der natürlich (natürlich!) nicht leisten will, weil er denkt, Vampire könnten nicht lieben. Was folgt ist viel Geplänkel, etwas Sex und ein ständiges „ich würde alles für dich tun, ich bin ja so besorgt, du bist mir so wichtig, aber: Ich liebe dich nicht“. Liebesromanfans werden das vielleicht lieben, alle anderen sind nach einer Weile wohl eher genervt davon.

Einen weiteren Punkt muss ich noch loswerden: Man kann sich darüber streiten, wie originell der Plot ist. Ich habe schon einfallslosere Bücher gelesen. Zwar fällt auf, dass die Autorin viele bekannte Ideen und Storyelemente verwendet, aber da ist sie derzeit nicht die einzige. Wo ich dann aber wirklich stutzte, das war der Moment, als das Clansystem der Vampire vorgestellt wurde. Irgendwie kam mir das sehr bekannt vor. Eine Lektüre des Glossars und kurzes Googeln ergaben, was ich mir schon dachte: Die einzelnen Clans und ihre Namen sind nicht auf dem Mist der Autorin gewachsen, sondern Eigentum des amerikanischen White Wolf Verlags, der die Rechte an dem Rollenspiel „Vampire – The Masquerade“ und dessen Nachfolgern besitzt. Interessant ist, dass mit keiner Silbe im Buch erwähnt wird, dass die Autorin sich das alles nicht ganz allein erdacht hat. Abgesehen davon, dass ich davon ausgehe, dass hier keine Genehmigung des Rechteinhabers vorlag (denn dann müsste erst Recht ein Copyrighthinweis zu finden sein), ist es auch irgendwie schwach, die Leser in dem Glauben zu lassen, dass das alles eigene Ideen sind.

Vampirromane sind populär. Wie populär, das merkt man dann, wenn ein Fachverlag für Film und Fernsehtechnik plötzlich den Roman einer bislang unbekannten Autorin veröffentlicht.
Dass der Verlag auf dem Gebiet der Belletristik bislang ein unbeschriebenes Blatt ist, sieht man daran, wie das Buch aufgemacht ist. Das Titelbild passt nicht zum Inhalt. Zielpublikum sind meiner Ansicht nach eher Leserinnen von J.R. Ward und anderen romantischen Vampirromanen mit etwas Action. Ob die das aber mit dem Cover erkennen? Außerdem ist der Klappentext nicht besonders gut formuliert und könnte dem Stil nach auch gut von der Autorin selbst stammen.
Der seltsame Titel „Schatten Blut“ rührt übrigens daher, dass kurz davor ein anderer Titel erschien, der „Schattenblut“ heißt. Auch das ist nicht wirklich geschickt. Einer Titelschutzklage würde dieses eine Leerzeichen ohnehin nicht standhalten und der gemeine Buchkäufer merkt sich solche Feinheiten nicht, sodass es durchaus vorkommen kann, dass der Titel im Bestellsystem des Buchhändlers des Vertrauens unauffindbar ist.

Romancefans und Leute, die etwas schmerzfreier sind, was stilistische Mängel angeht, könnten dem Buch eine Chance geben. Ansonsten rate ich eher von „Schatten Blut“ ab. Das Buch ist beinahe auf Groschenromanniveau und fast 20 Euro sind dafür eindeutig zu viel.

Wertung:

rezensiert von Pandora (08/2009)



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