der rote salon


Blood Ties



Episoden: 22
Episodenlänge: ca. 40 min
Staffel: 1/1 (eingestellt)
Herkunftsland: Kanada
Jahr: 2007
Sprache: englisch
Untertitel: keine
Preis: ca. 40,00 €

Inhalt:
Gerade als die Privatdetektivin Vicki Nelson denkt, es gäbe nichts schlimmeres, als auf dem nächtlichen Nachhauseweg von einem völlig missglückten Date mit ihrer Mutter telefonieren zu müssen, wird sie Zeugin eines Mordes. Mit Verbrechen ist die junge Frau zwar durchaus vertraut, denn bevor eine Augenkrankheit ihre Sehkraft erheblich einschränkte, hatte sie eine aufstrebende Karriere als Polizistin vor sich, doch dieser Fall unterscheidet sich von allen vorherigen: Der Täter, den sie verfolgt, verschwindet am Ende einer Sackgasse durch eine solide Wand und das Opfer hat keinen Tropfen Blut mehr in den Adern. Die Boulevardpresse berichtet plötzlich von Vampiren, und auch die junge Frau namens Coreen, die sich am nächsten Tag in Vickis Büro als die Freundin des Opfers vorstellt und sie beauftragt in dem Fall zu ermitteln, scheint dieser Theorie etwas abgewinnen zu können.
Die bodenständige Vicki schenkt dem natürlich zunächst keinen Glauben, bis sie eines Nachts tatsächlich einem leibhaftigen Blutsauger begegnet: Henry Fitzroy, unehelicher Sohn von Heinrich VIII, Vampir und erfolgreicher Schöpfer von Graphic Novels. Doch in Henry hat sie nicht ihren Mörder gefunden, denn der Vampir sucht selbst nach dem Täter. Da beide bei ihrer Suche gehandicapt sind (Vicki ist nachts fast blind, während Henry tagsüber aus bekannten Gründen nicht ermitteln kann), beschließen sie einander zu helfen.
In 20 weiteren Folgen ermitteln Vicki und Henry, teilweise mit Unterstützung von Vickis ehemaligem Kollegen Mike Celucci, in übernatürlichen Fällen.

Kommentar:
"Blood Ties" basiert auf Tanya Huffs "Vicki Nelson Private Investigator"-Romanen, auch bekannt als "Blood"-Reihe. Man muss aber kein Fan der Bücher sein, um mit dieser sehr gelungenen Vampir-Krimiserie seinen Spaß zu haben.

Die größte Stärke der Serie sind (wie schon in den Büchern) die Figuren, die ein wenig verschroben, aber sehr menschlich und liebenswert sind.
Vicki Nelson ist alles andere als ein junges zartes Mädchen. Sie ist eine starke erwachsene Frau, die aber auch Schwächen hat und Unsicherheit zeigt. Vor allem mit dem Umgang mit ihren Emotionen hat sie Probleme. Deshalb steht sie auch irgendwann zwischen zwei Männern, Henry und Mike, die sie ganz offensichtlich begehren, und für die sie ebenso offensichtlich auch Gefühle hat, ohne einen davon zu nah an sich heranzulassen. Eine Situation, die dafür sorgt, dass ein konstantes Knistern in der Luft liegt.
Christina Cox war eine sehr gute Wahl für diese Rolle. Sie spielt sie nicht nur gut, sie ist auch als Typ sehr passend für die Figur der Vicki, die von außen eher hart ist, gleichzeitig aber auch etwas sehr feminines und manchmal fast verletzliches hat.
Henry ist attraktiv, verführerisch und selbstsicher. Er gehört zwar zu den "Guten", hat aber seine Gefährlichkeit und seinen Biß nicht verloren. Anders als seine bisherigen TV-Kollegen (Angel, Mick aus "Moonlight") beklagt er nicht immer wieder seine Existenz. Er macht sogar den Eindruck, als hätte er durchaus Spaß an seinem Vampirsein. Henry Fitzroy hat keinen Kühlschrank voller Blutkonserven und auch kein schlechtes Gewissen bei jedem Tropfen Blut, das er einem seiner Opfer abzapft. Was nicht bedeutet, dass nicht auch ein kleines bisschen Wehmut zu dieser Figur gehört. Nach Tanya Huffs Vampirismuskonzept sind Vampire nämlich absolute Einzelgänger mit einem starken territorialen Instinkt. Ein neugeborener Vampir kann nur ein Jahr bei seinem Schöpfer bleiben, danach ertragen beide die Nähe des anderen nicht mehr, egal wie groß die Liebe vorher war. Also ist es unmöglich, eine Geliebte ewig an sich zu binden. Irgendwann muss man sie gehen lassen. Entweder in den Tod, oder als Vampir in ein anderes Gebiet.
Henry wird von Kyle Schmid gespielt, der mich auf den Promofotos nicht ganz überzeugt hatte, aber in der Serie so wunderbar vampirisch ist und die Figur des Henry so großartig einfängt, dass er definitiv zu meinem liebsten Mattscheiben-Vampir geworden ist.
Dann wäre da noch Mike. Mike ist stur, aufbrausend und arrogant und Anfangs dachte ich oft: Was für ein Kotzbrocken! Der Mike im Buch war ein hitziger Italiener, den man schnell ins Herz schließen konnte. Das dauert bei dem Serien-Mike eindeutig etwas länger.
Diese drei Figuren bilden ein explosives Dreieck, das für einige Spannung und eine Menge Spaß sorgt. Mike und Henry können sich eifersuchtsbedingt auf den Tod nicht ausstehen und giften sich gerne immer wieder an. Vicki und Mike zoffen sich nach dem besten "Was sich liebt das neckt sich"-Prinzip und Henry versucht Vicki direkt zu verführen, bekommt aber immer wieder buchstäblich die Tür vor der Nase zugeschlagen.

Nur damit keine Mißverständnisse aufkommen: Die Freundschafts- und Liebesbeziehungen sind nur ein Teil der Serie und laufen neben der eigentlichen Story der einzelnen Folgen her. Die Episoden selbst folgen meistens dem altbewährten "Monster of the Week"-Prinzip. Demnach ist die Qualität wechselnd. Mal ist die Story eher mies und trashig, mal ist sie großartig. Die ersten beiden Folgen entsprechen Tanya Huffs "Blood Price", während die anderen gänzlich neue Geschichten erzählen, in denen aber hin und wieder Elemente der Buchreihe zu finden sind. Dabei sind Figuren selbst in viele Fälle involviert. Ob nun Henrys Schöpferin auftaucht, oder Vicki den gleichen Tag wieder und wieder erlebt und viele Male sterben muss, ehe sie den Bann brechen kann. Das macht die Folgen intensiver und verschärft zwischenzeitlich auch das komplizierte emotionale Gefüge zwischen den Figuren.
Manchmal merkt man den Episoden schon an, dass kein unbegrenztes Budget zur Verfügung stand. Einige Monster und Effekte sind nicht zu 100% gelungen, was mich aber nicht wirklich gestört hat.

Noch ein Wort zum Vergleich zum Buch. Als ich im Vorfeld erfuhr, dass Tony in der Serie nicht auftauchen, und dass Henry nicht Liebesromanautor sondern Comiczeichner sein würde, war ich nicht wirklich begeistert. Wer die Bücher kennt, dürfte wissen warum. Aber: Tony hat mir schon nach wenigen Folgen nicht mehr gefehlt und zu "diesem" Henry hätte es absolut nicht gepasst, verkitschten Romance zu schreiben. Das gleiche gilt auch für einige andere Änderungen. "Blood Ties" ist eine behutsam modernisierte Version der Bücher, die die Atmosphäre und den Humor des Originals wirklich gut einfängt.

Lange Rede kurzer Sinn: "Blood Ties" ist eine absolut gelungene, witzige und actionreiche Vampir-Krimiserie, die sowohl Neulingen als auch alten Fans der Romane gefallen dürfte. Ich habe gelacht und geweint und am Ende den kanadischen Sender Lifetime verflucht, der diese Serie tatsächlich nach einer Staffel abgesetzt hat. Die Versuche, einen anderen Sender dafür zu interessieren, laufen, aber ganz ehrlich, ich habe wenige Hoffnungen.

Im Herbst wird RTL2 die Folgen auch im deutschen Free-TV ausstrahlen. Ich hoffe nur, dass die Synchro vielleicht diesmal ausnahmsweise mal nicht den ganzen Wortwitz tötet.

Wertung:

rezensiert von Pandora - 07/2008



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