der rote salon

Chicagoland Vampires

Autorin: Chloe Neill

Reihenfolge Deutsch: 1. Frisch gebissen (ab 02/2010)





außerdem:
-
Reihenfolge Englisch:
1. Some Girls Bite
2. Friday Night Bites
3. Twice Bitten
4. Hard Bitten (07/2010)

außerdem:
-

Anzahl Bände: derzeit 7 geplant



Chloe Neill: Some Girls Bite - Chicagoland Vampires 1

Deutsche Ausgabe:
Titel: Frisch gebissen
Autor: Chloe Neill
Verlag: Lyx
Jahr: 2010
Seiten: 370
ISBN: 3802583620
Verfügbarkeit: normal
Preis: 9,95 €
Englische Ausgabe:
Titel: Some Girls Bite
Autor: Chloe Neill
Verlag: NAL
Jahr: 2009
Seiten: 352
ISBN: 0451226259
Verfügbarkeit: normal
Preis: ca. 11 €

Hinweis: Inhaltsangabe und Rezension beziehen sich auf die englische Originalausgabe

Inhalt:
Merit ist eine ganz normale Studentin und steht kurz vor ihrem Abschluss, als sie eines Nachts auf dem Campus von einem Vampir überfallen wird. Erst in letzter Minute wird die junge Frau gerettet. Ausgerechnet von Ethan Sullivan, dem Oberhaupt eines der drei großen Vampirhäuser Chicagos. Er ist auch der Grund dafür, dass Merit mit einem erheblichen Blutdurst wieder erwacht und das Studentenleben gegen eine Existenz als Vampirin austauschen muss.
Zuerst ist Merit so gar nicht bereit sich in dieses Schicksal zu führen und schon gar nicht will sie Ethan als ihr Oberhaupt akzeptieren und ihn mit "Herr" ansprechen. Doch während zwischen ihr und Ethan in mehr als nur einer Hinsicht die Funken fliegen, gibt es weitere Angriffe auf junge Frauen und Merit muss feststellen, dass auch ihr untotes Leben weiterhin bedroht ist...

Kommentar:
Wow. „Some Girls Bite“ ist eines dieser Bücher, die einen von der ersten Seite an packen und nicht mehr loslassen bis zum Ende, obwohl sie objektiv betrachtet nicht besonders gut sind. Hinter dem fürchterlichen Cover und dem albernen Titel verbirgt sich hier wirklich ein „guilty pleasure“ erster Güte.

Schon das Weltenkonzept ist nicht gerade originell: Vampire leben schon ewig unter Menschen, aber erst seit kurzem haben sie ihre Existenz der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Demnach geben sie sich natürlich alle Mühe, sich ihrer Umgebung nicht zu sehr als Bedrohung zu präsentieren. Die Mordversuche an jungen Frauen haben also eine gewisse politische Brisanz. Die Vampirgemeinschaft ist sehr straff organisiert, in sogenannten Häusern. Das ist auch physisch zu verstehen, denn sie leben tatsächlich in großen Anwesen zusammen. Dem Oberhaupt, das sehr altmodisch „liege“ [Lehensherr] anzusprechen ist, muss absoluter Gehorsam geschworen werden. Abgesehen davon gibt es wohl auch noch andere Wesen in dieser Welt, von denen nur die Magier/Hexen in diesem Buch eine Rolle spielen. Und natürlich gibt es, wie immer, auch eine Organisation, eine Art Geheimdienst, der die Vorgänge der übernatürlichen Welt überwacht und notfalls eingreift.
Wir sehen also: Alles schon mal dagewesen. Was ist also das Besondere an „Some Girls Bite“?
Zunächst sind es für mich die Figuren. Merit ist eine sehr normale Heldin, aber ohne langweilig zu sein. Kein hartes Kampfchick wie Anita Blake, aber auch kein modebewusstes Dummchen wie Betsy Taylor. Ihre Wandlung zum Vampir steckt sie auch nicht so unbekümmert weg, wie das zum Beispiel bei der Letztgenannten der Fall ist. Ich möchte zwar nicht behaupten, dass ihre Reaktion zu hundert Prozent psychologisch überzeugend war, aber es war glaubhaft genug.
Dann wären da natürlich die Männer, die zugegebenermaßen nahezu alle pures Eyecandy sind. Wer Probleme hat, dass der Aussehen der männlichen Hauptfiguren zu oft erwähnt wird: In diesem Buch müsst ihr sehr sehr nachsichtig sein. Aber die Jungs sehen nicht nur gut aus, sie haben auch in ihrem Verhalten und ihren Worten etwas an sich, bei dem ich als weibliche Leserin sofort anspringe (und das tue ich längst nicht immer). Vor allem der kühle blonde Meistervampir Ethan mit seinen funkelnden grünen Augen wird wohl die Herzen der weiblichen Leserschaft im Sturm erobern. Und man kann es Merit wirklich nicht verübeln, dass sie bald Probleme hat, ihre Abneigung gegen ihren Schöpfer aufrecht zu erhalten.
Natürlich geht es viel um Beziehungskisten. „Some Girls Bite“ ist zwar etwas mehr Urban Fantasy als Paranormal Romance, aber es bleibt ein sehr weiblicher Roman, in dem es gewaltig funkt zwischen den Figuren. Chloe Neill hat es für meinen Geschmack sogar etwas zu viel funken lassen, sie hat den schon fast nervigen Drang, jeden Topf mit einem Deckel zu versorgen: Merit und Ethan bleiben längst nicht die einzigen, die sich näher kommen und ein zweiter Anwärter auf Merits Herz steht auch schon bereit.
Einen Plot abseits der Romantik gibt es natürlich auch noch. Es muss ja noch die Mordserie an jungen Frauen geklärt werden. Das wird sie auch, nur leider so vorhersehbar, dass ich die Auflösung schon bei der Hälfte des Buches ahnte und ich bin normalerweise total blind, was derartige Dinge angeht.
Warum hat mich das Buch also trotzdem eine schlaflose Nacht gekostet? Ich schätze es liegt daran, dass Chloe Neill einfach so wunderbar unterhaltsam erzählen kann. Man wird förmlich in das Buch gesaugt und man will wissen, wie es weitergeht. Es ist pure Unterhaltung, so gut gemacht, dass man über den Mangel an Substanz gerne hinwegsieht und nach dem Ende einfach nur dem nächsten Band entgegenfiebert. Dazu ist es ein Erstling, in dem vieles aufgebaut und viele Figuren vorgestellt werden mussten. Ich sehe durchaus Potential für die Folgebände, auch was Tiefe und Komplexität der Handlung angeht.
Vor allem Fans der "Sookie Stackhouse"-Romane würde ich empfehlen, einen Blick auf die Reihe zu werfen. Der Grundton ist zwar völlig anders und „Some Girls Bite“ hat weder den albernen Humor noch die schrägen Ideen, die Charlaine Harris' Romane haben, aber ich kann mir nicht helfen, irgendwie kommt mir die Serie beim Lesen immer wieder in den Sinn. Ob das nun an der ebenfalls sehr ausgeprägten Vampirbürokratie, dem attraktiven blonden Obervampir oder etwas ganz anderem liegt, ich kann es nicht sagen.
Leute, die nicht gerne Englisch lesen, können sich freuen: Lyx hat die Rechte gekauft und ich bin guter Hoffnung, dass wir Merits Abenteuer noch in diesem Jahr auf Deutsch lesen können.

Wertung:

rezensiert von Pandora - 02/2010



Chloe Neill: Friday Night Bites - Chicagoland Vampires 2

Englische Ausgabe:
Titel: Friday Night Bites
Autor: Chloe Neill
Verlag: NAL
Jahr: 2009
Seiten: 368
ISBN:045122793X
Verfügbarkeit: normal
Preis: ca. 11 €

Hinweis: Inhaltsangabe und Rezension beziehen sich auf die englische Originalausgabe

Inhalt:
Merit bleibt nicht viel Zeit, sich an ihr neues Dasein als Vampir zu gewöhnen. Als Sentinel ihres Hauses steht sie an vorderster Front, wenn es Ärger gibt. Und den gibt es zuhauf.
Gruppierungen von Vampiren laden zu sogenannten „raves“, wo viele Blutsauger sich über wenige Menschen hermachen, und bringen damit das Ansehen der Häuser in Gefahr. Als würde es nicht reichen, die Horden von Reportern bändigen und die Verantwortlichen so schnell wie möglich finden zu müssen, taucht ein alter Bekannter als Merits früherem Leben auf und zwingt sie, sich wieder in die Reihen der ihr verhassten High Society zu begeben. Zu allem Überfluss ist dann auch noch Merits Nemesis Celina erneut auf freiem Fuß. Hat sie vielleicht etwas mit den „raves“ zu tun?

Kommentar:
Für mich ist der zweite Band einer Reihe fast noch kritischer als der erste. Denn mit dem zweiten Band fällt meistens meine Entscheidung, ob ich eine Reihe fortsetze oder nicht. Im zweiten Buch zeigt sich oft, ob der Autor aufgebaute Erwartungen erfüllen und sich steigern kann oder ob er sein Pulver schon verschossen hat.
„Friday Night Bites“ gehört zu den eher weniger überzeugenden Fortsetzungen. „Some Girls Bite“ hat mir unglaublich gut gefallen, aller Dinge, die man kritisieren könnte zum Trotz. Den zweiten Band hatte ich mir daraufhin sofort besorgt und im Rausch meiner Begeisterung angefangen zu lesen. Nur, um ihn irgendwann beiseite zu legen und ihn nicht mehr anzufassen, obwohl ich ihn doch eigentlich mochte. Jetzt, einige Monate später, habe ich ihn noch einmal begonnen und am Ende angelangt hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. „Friday Night Bites“ hinterlässt mich ziemlich enttäuscht. Es ist ein Buch, das für mein Empfinden zu sehr auf der Stelle tritt und dessen Figuren es zunehmend an Tiefe fehlt.
Da wäre zum Beispiel Merit. Eine Merit, von der wir wissen, dass sie ein Bücherwurm war/ist. Nun ist Merit ein Vampir und die Zeit der Trauer und Wut über ihre unfreiwillige Wandlung ist offenbar vollständig überwunden. Nun ist sie Sentinel und fügt sich so leicht in das hierarchische System der Vampirhäuser, als wäre genau das ihre freie Wahl gewesen. Jedes Mal, wenn sie Ethan „Liege“ nennt und seinen Befehlen gehorcht oder von ihrer Pflicht als Sentinel spricht/denkt, zucke ich innerlich zusammen. Das passt für mich nicht zu jemandem, der noch vor wenigen Wochen eine wissenschaftliche Karriere anstrebte und gegen ihre reiche Familie rebellierte. Und irgendwann fragte ich mich: Wer ist Merit eigentlich? Und ich wusste keine Antwort darauf, denn diese Figur wird in „Friday Night Bites“ noch flacher als sie im ersten Band war. Entsprechend verbinden mich wenige Sympathien mit Merit. Einige Male hätte ich ihr sogar am liebsten den Hals umgedreht.
Ich musste feststellen, dass es plötzlich niemanden mehr unter den Figuren gab, den ich wirklich mochte. Die meisten Nebenfiguren beginnen langsam aber sicher zu nerven. Das liegt unter anderem daran, dass sie auf mich alle so aufgesetzt und unnatürlich wirken, weil die Autoren sie die meiste Zeit so herumschiebt, wie sie es braucht, anstatt sie ausreichend zu charakterisieren.
Selbst Ethan kann ich nicht mehr sexy finden, obwohl, oder gerade weil, Neill beinahe mantrenhaft auf jeder dritten Seite seine grünen Augen und andere Attribute seines perfekten Vampirkörpers erwähnt. Ich kann nur sagen: Arghh!

Eine zweite Sache, über die ich irgendwie nicht hinwegkomme, ist Neills Organisation der Vampire. In diesem Band zieht Merit ja in das Cadogan Haus. Und nun erfahren wir, dass die Vampire dort in kleinen Kämmerchen leben und es einen großen Speisesaal und gemeinsame Aktivitäten gibt. Das Ganze hatte so viel Internatscharme, dass ich damit rechnete, jede Minute Hanni und Nanni um die Ecke biegen zu sehen – oder Ron und Hermine. Das ist also das Tolle am Vampirsein? Ewiges WG-Leben? Autsch.
So schlimm wäre das nicht, wäre die ganze Organisation nicht so übertrieben und die Ernsthaftigkeit, mit der die Figuren sie betreiben, so überzogen, dass die ganze Sache oft Gefahr läuft ins Lächerliche zu kippen. Zumal sich Chloe Neill auch nicht vor schlechten Dialogen und platter Symbolik scheut und schon mal in einem Streitgespräch Blitze vom Himmel zucken lässt.

Enttäuscht war ich auch vor allem bei der Umsetzung von Merits romantischem Konflikt. Ich hätte mir einen einen offensiveren, charmanteren, weniger schmollenden Morgan gewünscht. Zu sehr ist klar, zu wem sich Merit hingezogen fühlt und zu wenig wird sie von Morgan in Versuchung geführt. Eine Protagonistin zwischen zwei Love Interests ist nur dann wirklich spannend, wenn sie tatsächlich hin und hergerissen ist.

„Friday Night Bites“ nutzt das, was im ersten Band aufgebaut wurde, fügt dem aber kaum etwas hinzu. Das ist ein Phänomen, das wir von anderen Serien kennen, aber da passiert es in der Regel erst in späteren Bänden, wenn die Reihe um jeden Preis fortgesetzt werden muss. Wenn eine Autorin damit schon im zweiten Band anfängt, ist das kein gutes Zeichen.
Eigentlich stehen die Chancen gut, dass ich Band 3 in so einem Fall nicht mehr lese. Hier ist es anders, denn ich habe „Twice Bitten“ vor wenigen Tagen gekauft, bevor ich „Friday Night Bites“ beendet hatte. Und beim ersten Reinschmökern hatte ich das Gefühl, dass er wieder eine Steigerung sein könnte.
Also Merit, eine Chance hast du noch. Überrasch' mich mal mit ein paar interessanten Charaktereigenschaften, Details über deine Vergangenheit und Risikobereitschaft und Bestimmtheit in deinem Liebesleben, dann wird das vielleicht noch mal was mit uns.

Wertung:

rezensiert von Pandora - 08/2010

Noch mehr Lesestoff:
Jeaniene Frost: Halfway to the Grave (Blutrote Küsse) - Night Huntress 1
Charlaine Harris: Dead Until Dark (Vorübergehend Tot) - Sookie Stackhouse 1



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